Kapitel 29
(4. Februar 2009):
Blöde Schneebälle
Happy Birthday (to me)! Jeder wollte dabei sein. Meine Westiefreundinnen Hollie und Daisy holten mich zu einem Mitternachtsspaziergang im frisch gefallenen Schnee ab. Coole Art, seinen Geburtstag zu beginnen! Das lenkte mich sogar von den Gedanken an den großen Vogel im Wäschekorb ab, der da im Kofferraum von meinem Auto stand.
Ach dieser wunderbare leichte weiße Schnee, der sogar mein weizenfarbenes Fell im Vergleich trübe aussehen ließ! Aber wer konnte das schon in der Dunkelheit sehen? Als wir so allmählich rund um das „Kap des guten Hundes“ und zurück gepflügt waren, war ich sowieso ganz weiß. Mami klingelte an der Tür, damit Daddy ein Bild von mir machte. Dann spülte sie in der Du…. (Wie ich die hasse!) all den schönen Schnee aus meinem Fell.
Am nächsten Morgen bekam ich extra Streicheleinheiten zu meinem Geburtstag. War das schon alles? – ach ja, da war ja noch der große Vogel im Auto und der wiegt mehr als ich! Ich werde mindestens zwei Tage brauchen, um den aufzufressen. Mami holte ihn raus und stopfte ihn auch noch – dann wird er also 3 Tage halten. Aber dann legte sie ihn nicht in meinen Napf, sondern steckte ihn in den Herd. Er wehrte sich so gut er konnte. Selbst zu vier Händen bekamen sie ihn kaum hinein. Ich weiß genau, dass er lieber in meinem Napf gelandet wäre ohne erst durch den Hades zu gehen. Was hatte er bloß angestellt, dass er solch eine Behandlung verdient hatte? Daddy hatte mir einst mit diesem Ort gedroht – in den Tagen von Kapitel 3.
Aber jetzt hatte Mami endlich Zeit für meinen Geburtstagsspaziergang. Und schon ging’s zusammen mit meiner besten Freundin Sammy los – in ungefähr 20 cm feuchtem Neuschnee unter blauem Himmel.
Als wir die Felder erreichten, klopfte mir Mami schon die Schneebälle ab, die ich an meinen Beinen für eine Schneeballschlacht auf Vorrat angelegt hatte, falls wir jemanden treffen sollten, den wir damit bewerfen konnten. Am Ende des ersten Feldes wusste ich, dass das ein Fehler war: Diese Schneebälle waren zu Kanonenkugeln angewachsen und wurden immer schwerer. Schließlich konnte ich meine Beine kaum noch zusammenhalten, wie es eine Lady doch tun sollte. Ich bat Mami, mich von dem Gewicht zu befreien und sie klopfte und zwickte so gut sie es mit ihren Skihandschuhen konnte. Sobald ich dann auch nur einen weiteren Schritt machte, war alles wieder so wie vorher. Ach, wir hatten so ein tolles Wetter, und alles was ich tun konnte, war Sammy neidisch zu beobachten, wie sie im Zickzack oder im Kreis durch die Schneefelder tobte.
Schließlich entschieden wir uns umzukehren, weil es keine Aussicht gab, dass ich noch eine weitere Stunde dieses „Hopp-hopp-Mami-hilf!“ überstehen würde.
Schließlich sah Mami auch ein,dass ich meine Kräfte aufgebraucht hatte und anfing zu keuchen. Wir fanden den Kompromiss, dass sie mich zehn Schritte trug, dann machte ich drei Sprünge, und dann ging es von vorne los.
Wir brauchten aber eine andere Strategie, weil Mami nun auch schwächer wurde. Als sie mich deshalb wie einen Sack Kartoffeln über ihre Schulter warf, wehrte ich mich kein bisschen. Alles war besser als eine Herzattacke.
Schließlich kamen wir wieder an der Straße an und Tante Uschi rief mit ihrem Handy bei Daddy an, dass er mit dem Kombi kommen sollte um mich abzuholen. Als er da war, lachte er mich auch noch aus. Bis wir mit dem Auto zuhause ankamen, sah der blaue Teppichboden im Auto wie das Eismeer aus: Eisschollen auf blauem Wasser – und dieses eine Mal war ich doch tatsächlich froh, als ich unter die Dusche kam.
Nach diesem abgebrochenen Abenteuer musste ich erst mal einen Mittagsschlaf halten, während Mami den großen Vogel für mein Mittagessen fertig machte. Als dann die Geburtstagsgäste kamen, wollte ich eigentlich schon wieder loslaufen. Aber die letzten Gäste kamen als Indianer verkleidet, als ob sie von den Pilgervätern eingeladen waren. Was? – American Thanksgiving? – Dann war das also gar nicht Gráinnes Vogel sondern der Festputer. Ach, du armer Hund!
Na, wenigstens konnte ich gleich neben dem Esstisch an einem Geburtstagsochsenziemer nagen, während sie den Vogel massakrierten. Auch beschwerte sich niemand über den Geruch von meinem Bullystick, und ich bekam sogar noch ein Stück vom Kürbiskuchen ab.