Kapitel 2 
(Januar 2015):

Sie wächst so schnell wie Unkraut!



Und schon bin ich ein großes Mädchen! Ich wachse "so schnell wie Unkraut". Täglich sagt jemand, "Sie ist schon doppelt so groß wie zu Anfang". Jeden Morgen grüßt mich Daddy mit "Du bist schon wieder gewachsen!" Mami braucht jetzt beide Hände, um mich die Treppe rauf oder runter zu tragen. Ich darf ja nicht selber auf die Treppe, bis meine Gelenke und Knochen älter und stärker geworden sind. Aber ich hab es trotzdem schon geschafft: Zweimal war das Gitter am Fuß der Treppe nicht geschlossen und da bin ich heimlich hoch und einmal sogar oben über das Absperrbrett gehüpft und keiner weiß, wie ich das geschafft habe. Hihi! - Das bleibt mein Geheimnis.

Mami übt mit mir das Bürsten auf dem Trimmtisch und hat mir auch schon die Haare unter meinem Fuß geschnitten. Das hat vielleicht gekitzelt. Ich muss mich noch ein bisschen wehren, damit sie meinen ersten kompletten Haarschnitt so lange wie möglich herausschiebt.

Ich schlafe nachts in meiner gemütlichen Transportbox auf dem oberen Flur neben ihrem Schlafzimmer und wecke Mami gegen halb acht Uhr auf um den Garten zu düngen. Wenn sie dann noch ein bisschen weiter schlafen möchte, nimmt sie mich mit in das Schlafzimmer und ich döse neben ihrem Bett weiter, bis sie aufsteht. Dann bekomme ich Frühstück. Ich bin ein guter Esser und fresse drei mal am Tag mit gutem Appetit.

Wenn sie mich allerdings tagsüber in die Kiste sperren, weil sie irgendwo ohne mich hin müssen, zum Beispiel sonntags zur Kirche, ist das eine ganz andere Geschichte. Ich winsele dann ein wenig, aber die Nachbarn haben gesagt, dass sie das noch nie gehört haben, und wenn Mami und Daddy dann wieder nach Hause kommen, bin ich wieder ein liebes, ruhiges Mädchen. Weil ich auch im Auto leise bin und mich gut benehme, komme ich mit, so lange das Auto nicht irgendwo länger herumsteht und auskühlt. Es ist ja Winter. Als wir also zum Weihnachtsmarkt in Bremen waren, brachte mich Mami nach dem Gottesdienst erst zur Kirche, um Daddy abzuholen, und dann fuhren wir weiter in die Innenstadt. Ich sollte mich auch an laute und unruhige Umgebungen gewöhnen. Mami trug mich aber wegen des großen Gedränges auf dem Arm über den Markt. Ich hatte allerdings inzwischen ein Gewicht, das für sie zum Tragen schon grenzwertig war.

Ich begleite Mami so oft wie möglich, z.B. wenn sie die Familie besucht, wo ich später zwei Wochen bleiben soll, wenn sie zum Ski fahren weg sind. Die ganze Familie meint, ich sei cute und cool.

Unser Pastor und seine Frau besuchten uns neulich in Bramstedt und brachten ihren Welpen, einen Monat älter als ich, zum Spazieren gehen und zum Spielen mit. Emmie ist so cool! Wir haben die ganze Zeit zusammen getobt, auf den Feldern beim Spaziergang und hinterher bei uns im Garten und im Wohnzimmer. Als sie gingen, hatten sie noch nicht ihre Autotüren zu, da war ich schon auf dem Küchenfußboden eingeschlafen.

Eines Abends kam Roxie zu Besuch und wir hatten auch eine Menge Spaß beim Toben. Roxies Schwester Daisy zog es derweil vor, das Publikum zu spielen.

 

 

Der Erdwall an der Seite von einem unserer Spaziergangspfade ist eine gute Gelegenheit, Klettern zu üben, und die Wälder haben eine Menge interessanter Stöcke und Stöckchen, die man herumtragen und dabei gegen menschliche Beine und Knie hauen kann. Zwischen den Feldern darf ich schon von der Leine, weil ich mich nicht zu weit entferne und zurückkomme, wenn ich gerufen werde. Das mache ich besonders gerne, wenn sie die Leckerlitüte schüttelt. Ich bettel auch um die Leckerlis von Tante Uschi. Ich versuche daran zu denken, meine Freundin Sammy beim Spazieren gehen in Ruhe zu lassen, denn sie ist schon sehr alt, bin aber immer in Versuchung sie anzurempeln, weil das soooo viel Spaß macht.

 

 

 

 

Einmal habe ich jetzt doch meine Gelassenheit verloren: Am 29. Dezember war ich gerade draußen in meinem geliebten Garten um ..... - na Ihr wisst schon - und es wurde gerade dunkel. Plötzlich gab es einen irre lauten Knall und grelles Licht auf dem freien Platz nebenan. Ich schrie und floh zwischen die Büsche. Was war los? - Die Nachbarskinder probierten ihr Silvesterfeuerwerk aus. Au - Mann! Daddy und Mami fingen mich ein,  brachten mich erst einmal nach drinnen und erzählten mir, was erst an Silvester los sein würde. Um Mitternacht am 31. blieb Mami dann bei mir im Haus und gab mir jedes Mal ein Leckerli, wenn es draußen losböllerte. Hat wohl doch auch eine angenehme Seite das ganze Theater.

Leckerli gibt es auch, wenn ich meine Hausaufgaben mache, zum Beispiel Zielübungen. Da  muss ich die Vorderfüße auf ein kleines Stück Teppichboden stellen und dort lassen, bis ich von der Aufgabe erlöst werde. Oder ich muss links und rechts um Daddys Papierkorb laufen. Das sollen Vorübungen für Agility sein. Bei der zweiten Übungsstunde musste ich durch den langen Tunnel laufen, um zu Mami zu kommen. Im Garten wollen sie bald meinen Tunnel aufstellen und das Bord von der Wippe auf die Terrasse legen, auf dem ich dann laufen lernen soll. Ziemliche Aufgaben für einen drei Monate alten kleinen Hund!

Morgen bin ich schon einen Monat in diesem Haus. Das wird dann wohl das Ende meiner Welpenzeit sein. Ab dann muss ich "nützliche" Befehle lernen, wie "Sitz" - "Lieg" - "Bleib", aber alles auf Englisch. Mami sagt immer, wenn sie "Sit", "Lie" oder "Stay" ruft, dann kommen die anderen Hunde nicht auch noch.

Zur Feier des Tages kommen dann meine Züchter und einige Nachbarn und wollen mit einem Glas Sekt auf mich und mein neues Leben anstoßen. Mal sehen, was meine ex-Mami und mein ex-Daddy von mir denken.

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