Kapitel 23 
(Juli 2018):

Róisíns Savoir Vivre


Koffer flogen vom Dachboden herunter. Mami und Papi fingen an, Stapel von Dingen zu packen. Endlich kamen auch meine Bürste und mein Kamm in mein Dufflebag. Würde ich mitkommen oder in den Zwinger gehen? Ich war mir nicht sicher, bis Papi die magischen Worte sagte: "Kommst du mit?" Bin ich jemals - zap! Und ab ins Auto.

Die ersten beiden Tage bestanden aus Autofahren, ich in meiner Kiste auf den umgeklappten Rücksitzen, um Platz für Gepäck zu schaffen. Wir hatten unterwegs ein paar P-Stopps und ich machte das immer prompt auf Befehl.

Am zweiten Abend waren wir in Amboise an der Loire in Frankreich, wo wir eine Woche lang in einer echten Höhle schliefen, Mami allerdings in einem richtigen Bett. Es war feucht und schön kühl, aber sie brachten meine Decke aus dem Auto, damit ich nicht auf dem nackten Fußboden schlafen musste. Mami und ich schliefen wie Steine in unserer felsigen Höhle.

Unser Haus wurde gegen diese Höhle gebaut und letztere wurde vom Wohn-Esszimmer über einen kleinen eingemauerten Innenhof zugänglich gemacht, wo die Humans unter freiem Himmel ihre Mahlzeiten vernaschten. Tante Uschi und Onkel Gregor waren mit ihrem Wohnmobil gekommen und wohnten auf einem Campingplatz auf der Loireinsel unterhalb der Stadt, für ihre E-Bikes nur 10 Minuten von uns entfernt.

Wir verbrachten die Tage mit Besuchen von Loireschlössern und kochten abends zusammen. Ich war immer dabei, bis auf einen Museumsbesuch 100 Meter die Straße hinauf von unserem Haus, wo ich zum ersten Mal auf meinen Reisen allein blieb. Ansonsten hielten sie abwechselnd meine Leine in der Hand, während das andere Paar zum Besichtigen in eine Burg ging. Ich bin froh, dass ich eine Patin habe!

Eines Tages brachten mich Papi und Mami an die Loire in der Stadt und ließen mich am Ufer von der Leine, bei einer Sandbank mit kristallklaren Wasser dahinter, wo es keine Strömung gab. Das war eine fabelhafte Abkühlung bei der Hitze! Ich galoppierte wild im Wasser herum, das nie über meinen Bauch ging, die rote Linie, die ich nicht freiwillig überquere.

Das nächste Mal brachten sie meinen Frisbee, den ich aber prompt killte. Mami kaufte mir daraufhin einen französischen. Hab ich auch gekillt. Ich hole es immer und bringe es meistens zurück, aber wenn es auf dem Sand landet, muss ich darauf springen, um es ins Maul zu bekommen. Knack - fertig! Jemand muss einen Frisbee erfinden, der immer auf dem Kopf landet, damit ich die Felge packen kann. Am letzten Tag bekam ich meinen Fuß in dem Riss gefangen, den ich in den Frisbee gemacht hatte und es tat weh! Jetzt mag ich dieses Spielzeug nicht mehr, obwohl Daddy es repariert hat.

Nach einer Woche an der Loire zogen wir weiter in die Bretagne. Dort hatten wir ein Steinhaus mit einem Hof. Es war komplett mit einer modernen Küche mit Waschmaschine und Trockner, was bedeutet, dass meine Handtücher nach dem Duschen am nächsten Tag wieder frisch und trocken waren.

An einem dieser Tage fuhr uns Daddy entlang der Nordküste einer Halbinsel. Die ersten beiden Strände waren leider für Hunde verboten. Aber der dritte war frei von allen Einschränkungen und ab ging’s zum Strand. Es war das Paradies: Sand, flaches kristallklares Wasser zum Toben (Ich ging sogar fünf Zentimeter über meinem Bauch hinein!), kleine Wellen und einige Felsen zum Klettern! Meine Agilitytrainerin Annika hätte mich sehen sollen!

Wir gingen über die Märkte und ich zeigte mein bestes Gehorsamsverhalten, cool wie eine Gurke. Wir wurden immer mal wieder von Leuten angehalten, die mich bewundern oder nach der Rasse fragen wollten. In den Restaurants brachten die Kellnerinnen sofort Wasser für mich.

Direkt neben einem großen Fischmarkt fanden sie noch ein tolles Meeresufer für mich. Ich liebte die rauen Felsen und Papi hielt seinen Atem an, während ich wie eine Bergziege auf ihnen herumlief und Weitsprung von einem zum anderen machte. Ich fand auch eine L-förmige schmale Steinmauer, die aus dem Wasser ragte und lief auf ihr entlang, um einigen Menschen hallo zu sagen. Annika hätte mich sehen sollen!

Viel zu schnell waren unsere drei Wochen vorbei und wir fuhren wieder zwei Tage lang nach Hause. Wie immer war ich ein Engel in meiner Autokiste.

Zu Hause war es an der Zeit, sich auf weitere Rallye- und Agilityprüfungen vorzubereiten und das Jubiläum von Mami und Papi in einem Restaurant zu feiern. Im Sommer bin ich schon sehr beschäftigt!

 

Zurück zum Inhaltsverzeichnis         Weiter zum nächsten Kapitel