Kapitel 4
(9. April 2000):
Rausgeflogen! Aus der Welpenschule!
Hallo, Leute!
Ich bin's, Gráinne, bereit, meine neuesten Streiche zu erzählen. Das Allerneueste: man hat mich aus der Welpenschule rausgeschmissen. Ich habe mich Freitag angeblich so vorbeibenommen, dass Mami und Papi es leid waren, als die dümmsten Hundeeltern der Gruppe dazustehen und ständig zu hören zu bekommen, dass sie alles falsch machen, obwohl sie ihr Bestes taten, Thomas' Anweisungen genau auszuführen. Der letzte Freitag brachte das Fass zum Überlaufen, als Thomas die ganze Gruppe zusammenrief, um zu erzählen, was wir für Nieten wären (während ich übrigens brav an Mamis Seite saß). Er führte aus, dass bestimmte Leute ihre Hunde nervös machten (Könnt Ihr Euch das überhaupt vorstellen? Meine langweiligen Eltern?). Mami sagte später, dass sie anfinge zu überlegen, warum wir das eigentlich über uns ergehen ließen und ob dieses ständige "Bussi-Bussi-lieber-Hund" zu einem Terrier genau so passt wie zu einem Border Collie. Sie hatte mich mit ganzen Taschen voll von Belohnungskrümeln gefüttert, bis ich sie satt und außerdem keine Lust mehr hatte, auf Befehl mit dem Ball an der Schnur zu spielen. Die Regeln passen mir nicht.
Na ja, dafür kaufte Mami mir am nächsten Morgen eine Würgekette und suchte den Hundegurt für das Auto hervor. Da wusste ich, "Jetzt kommen die lustigen Tage" - für sie, nicht mehr für mich. Ich lief ab sofort brav bei Fuß (an der Leine), und ging mit dem Ding um den Hals lieber kein Risiko ein. Mami entschied sich für die eiserne Hand und ließ Welpenschule Welpenschule sein, und Papi war auch damit einverstanden. Ich glaube, das war's denn wohl. Ich gebe mich vorerst besser geschlagen.
Heute war ich also mal den ganzen Tag lang lieber etwas ruhiger um den Stress auszugleichen, den ich am Freitag und Samstag morgen verursacht hatte, als ich kreuz und quer durch das Auto gehüpft bin. Heute Nachmittag haben wir zusammen mit Rambo, dem Westie aus der Nachbarschaft, einen Spaziergang gemacht, und er hat mir auch noch gezeigt, wo es lang geht. Im Moment verliere ich jede Runde. Also habe ich mich entschlossen, wenn ich schon keinen Unsinn mehr machen kann, verdiene ich mir eben ein paar Streicheleinheiten und kooperiere. Um mir ihre Huld zu erhalten, denke ich mir ab und zu ein paar neue Tricks aus und bringe sie damit zum Lachen. Nachdem sie in weniger als einer Woche sieben Zecken aus meinem Fell gezupft hatten, fand Papi heraus, dass eine Vierteltasse Buttermilch pro Tag sie fernhalten soll. "Und wie bekommst du diese Vierteltasse in sie hinein?" fragte Mami. Papi zuckte nur mit den Schultern. Ich dagegen hatte die Antwort sofort parat: einfach in meine Schüssel schütten, je schneller um so besser. Alles worum ich mich jetzt noch sorgen muss, ist, das die Zecken wegbleiben, damit ich das Zeugs weiterhin bekomme.
Meine andere tolle Entdeckung ist die Dusche. Nicht irgendeine Dusche, die Dusche! Nach meinem Spaziergang brauche ich drei Sprünge, um in der Dusche zu landen. Dann warte und warte ich, bis die lahme Mami endlich ihre verdreckten Schuhe ausgezogen und Ihre Regenjacke aufgehängt hat und plötzlich entdeckt, dass sie mich vermisst. Wenn ich dreckig genug bin, dann gibt sie nach und stellt die Dusche an. Was sie bis heute nicht begriffen hat, ist, dass ich eigentlich nur einige Schlucke Wasser möchte. Außer meinen Füßen soll nichts weiter nass werden. Also haben wir einen Kompromiss geschlossen: Wenn ich nicht dreckig bin, dann hält sie mich an den Wasserhahn, so dass wir nicht durch die ganze Abtrocken- und Bodenwischaktion gehen müssen.
Überhaupt: ihr würdet nicht glauben, wie ich Mami an die Arbeit kriege. Letzte Woche mähte Papi erst den Rasen und schob dann eine andere Maschine durch den Garten, die Tonnen von Moos herauszog. Könnt Ihr Euch vorstellen, wie viele Schiebkarren voll weichem Moos das waren? Er harkte, sie harkte, er harkte. Trotzdem liegt da noch soviel von dem Zeugs herum, dass ich jedes Mal eine ganze Ladung mit hereinbringe. Sie staubsaugt, er staubsaugt, sie staubsaugt. Und fegt. Und wischt auf. Der einzige Nachteil ist, dass ich jetzt zwei Mal am Tag gebürstet werde statt einmal, damit mein seidiges Fell vor dem Verfilzen bewahrt bleibt.
Liebe Wheatengrüße (senkrecht hochgesprungen
und auf die Brille geküsst)
Grainne na
Dun na nGall