Kapitel 5 (20. Mai 2000):
Jetzt geht die Party richtig los!
Liebe Freunde und liebe
Familie,
hier ist wieder Gráinne und
möchte Euch erzählen, was für ein großes Mädchen ich schon bin. Diese blöden
Babybilder lassen mich so doof aussehen. Inzwischen mache ich ihnen nämlich
durchaus deutlich, was ich will: "Spiel mit mir JETZT", "Gib mir
DAS DA", "Du glaubst es mir BESSER, dass ich jetzt raus muss"
und "Jetzt wird's aber Zeit für unseren Nachmittagsspaziergang, ODER?"
Natürlich wächst auch mein
passiver Wortschatz: "Komm", "Komm her", "Sitz",
"Nicht beißen", "Nicht ziehen", "Bei Fuß", und
die besten sind: "Wollen wir spazieren gehen?" - "Hol die alte
Socke und bring sie her!" - "Sieh in Deinen Napf!" -
"Cookie!" Das Lob vom "Guten Mädchen" - naja, ich versteh,
was sie meinen.
Ebenso wachsen meine Beine.
Sie reichen jetzt bis zu Mamis Bauch und erreichen Papis Hinterteil, wenn er
beim Kochen ist. Du wirst nicht glauben, wie viel besser ich schon auf den
"Sprungfedern" in meinen Beinen hüpfen kann, wenn ich hinter dem Ball
her renne. Boing, boing, boing. Die schwarzen Babyhaare sind schon fast
herausgewachsen und ich arbeite an meinem damenhaften Weizenfell. Nicht, dass
ich plane, unbedingt eine Lady zu werden. "Wheaten Terrors" sind
keine Ladies, sagt unser Freund Pete Schmid aus Tucson/ Arizona.
Meine Napffüller
freuen sich auf das "Irish Terrier Festival" in Hannover in der
nächsten Woche. "Fünfzig Wheaten auf einem Haufen" erklärte die Dame
von der Organisation am Telefon, darunter auch meine Hundemutter Peggy Sue,
Großmutter Ibiza und vielleicht auch Urgroßvater Man about Town, alle natürlich
Champions.
Bei Anne, Gerd und
Volker Schröder, der Familie von Papis Cousin, habe ich vor kurzem ganze Arbeit
geleistet. Sie hatten sich auf meine Besuch gefreut, während Mami und Papi über
Ostern nach Paris gefahren waren. Natürlich war ich zuerst ein Engel, bis ich
sicher war, dass meine Leute zu weit weg waren, um noch einmal zurückkehren zu
können. Dann beschloss ich, mit der Party loszulegen. Als Schröders am
Ostermorgen ohne mich zu einer Geburtstagsfeier verschwunden waren, brachte ich
die ganze Nachbarschaft dazu, sich vor ihrem Haus zu versammeln, mir bei meinem
wilden Geschrei und Gejaule zuzuhören und zu beobachten, wie die Küchenvorhänge
hin und her gerissen wurden. An den übrigen Tagen leckte ich unaufhörlich den
Fuß von ihrem Wohnzimmertisch ab und ließ ihnen keine Ruhe. Schließlich hatte
ich Anne so weit, dass sie Tränen der Verzweiflung in den Augen hatte. Das
nächste Mal ließen mich meine Leute dann in einer professionellen Hundepension
zurück, dessen Eigentümer sie bei der Rückkehr mit den Worten begrüßte:
"Sie ist ja süß, aber auch anstrengend". Wartet mal ab, bis die
Sommerferien kommen. In vier Wochen werde ich ihnen zeigen, was
"anstrengend" wirklich bedeutet.
Inzwischen habe ich
zuhause erkannt, "auf welcher Seite vom Brot die Butter ist". Ich
habe es aufgegeben, Schuhe zu zerlegen, weil sie mir dafür das Taschengeld
gekürzt haben. Aber ich diszipliniere sie doch immer noch von Zeit zu Zeit,
wenn sie wieder Kleidung in meiner Reichweite lassen: ein Pulloverle hier oder
Unterwäsche da, die in meinem Versteck im Garten verschwinden.
Wo wir über den
Garten sprechen: vergiss Dein Gemüse in diesem Sommer, Old Man! Er versuchte
alle Tricks: einen kleinen Zaun, Bambusstäbe, ein Netz. Aber Wheatens sind
pfiffiger als Menschen und wissen, wie sie sich helfen können. Ich habe
trotzdem jedes Mal im Gemüsebeet ein Loch gebuddelt, in dem man ihr Sofa
versenken konnte. Gráinne wird immer einen Weg finden, um zu den Radieschen zu
gelangen! Wenn ich dabei erwischt werde, kommt Papi mit seinem Gartenschlauch!
Letztes Mal, als ich nach all der Spritzerei und Wühlerei in der Gartenerde wie
ein wahres Dreckschwein aussah und ins Haus gerannt war, um dies Mami auch zu
zeigen, hatte sie beinahe einen Nervenzusammenbruch und schleifte mich in die
Dusche, wo ich mit dem ganzen Sand und Dreck eine wahre Herausforderung für den
Abfluss wurde (Ich hatte schon den Abflusseinsatz geklaut und in meinem
Gartenversteck gekillt. Sie haben mir dafür das Taschengeld gekürzt).
Immerhin hatte ich
doch noch genug Taschengeld übrig für einen geräucherten Knochen - zu schwer,
um ihn irgendwo in ein Versteck zu schleppen - und für eine Quietsche in
Zeitungsform ("The Good Boy News") von Harrod's in London, wo Mami
letzte Woche mit einer Klasse war. Die Sache mit dem "Good Boy"
fasste ich natürlich als Beleidigung auf, biss zur Strafe kräftig hinein und
zerstörte dabei die Quietsche. Naja, dazu ist das Zeugs ja wohl da, oder Morag?
Ich habe zwar eine Woche dafür gebraucht, aber ich bin ja auch erst ein halbes
Jahr alt. Nächsten Montag.
Ihr werdet wieder
von mir hören. Das ist ein Versprechen - oder eine Drohung
Liebe Grüße und Küsse
Gráinne - der nicht ganz heilige Terror, äh, Terrier